Dichtung & Vertonung


Dichtung & Vertonung

Allgemein gesprochen halte ich nichts für so gesund als eine kräftige Portion Verkennung, die gewiß auch Nachteile haben mag, aber aus fröhlicher Verarbeitung dessen, was nachteilig ist, wächst Vorzügliches.
Robert Walser

Mir reicht’s
In trägen Gewässern braun grün manchmal schwarz
Treibt böse ein Gut halb Stamm halb Gestein
Treibende Klippe neben der Böschung
Bös von Natur qua Bestimmung bewaffnet
Mit Muskeln Gebiss 
1 T
Eine Tonne beißt zu wenn es reißt
Eine Tonne trennt ab und zerdrückt deinen Kopf
Hieltest ihn hin
Und dein Hirn würd verdaut in der Klippe Leib
Dem wechselwarmen durchpulst von Blut und hier: Ironie!
Das heilt das Gestein was verliert sein Bein im Massaker
Verschließt bevor sie entflammt die Wunde
Das Blut 
Heißkalt wie das lebend Gestein rasend schnell
Denn es wirkt – hier die Pointe
Antibakteriell 
Und du stehst zitternd am Rand
Den Panzer betrachtend 
Den Wärme bewahrend
Solarzellengleich 
Auch das ein empörender Vorteil des Tieres
Mir persönlich reicht‘s schon lange

OT
Die Kälte fällt in Stücken herab aus zähem Grau
Menschlein geht an Krücken
Zieht wutverzerrt am Tau
Ich bin dein Kanibale
Ich esse dich mit Schale
Ich esse dich mit Haut
Dann bist du meine Braut

Meine Burg
Meine Sprache versiegt
Ich hör‘sie nicht mehr
Sie driftet nach Süden
Macht was sie will
Mein Sprechen baut ab
Funkloch und Flaute
Wellen zerschellen
Sind mir im Weg
Meine Sprache versiegt
Versickert im Sand
Findet sich wieder als 
Teil einer Burg
Aus Silben und Lauten
Stimmlos und klingend
Seufzend sich räuspernd
Stockend und stumm
Meine Sprache versiegt
Hinkt und stolpert
Rollt nicht mehr rund
Und
Sprachlos die Burg

Billofalle
Ich klemme in der Billofalle
Wer hilft mir wieder raus
Sitze in der Billofalle
Leb‘ in Saus und Braus

Zwischen Päckchen und Paketen
Braun sind die Tapeten
Braun wie Packpapier
Raschelt ein Tier

Wächst auch und gedeiht
Weiß gar nicht wieviel ihr seid
Ich ernte aus der Billoquelle
Schicke Sachen dunkle helle 

Faser aus Natur 
Und Plastik pur
Aber auch Produkte
Auf die manche spukte
Die Niemand jemals kauft
Nehm‘ ich bei mir auf

Klemme in der Billofalle
Fühl mich nie allein
Werbegifts ich nehm‘ sie alle
Bin kein Umweltschwein

Heute hab ich wieder billig eingekauft 
Heb die Tüten auf hab sie umgetauft 
In Billobillo kauf‘s im Kilo verstau‘s im Silo 
Viel find ich gut und nach mir die Sintflut

EINE-NOTE-SAMBA  Carlos Jobim, Germanized by Betancor24
für Brüning & Betancor „Eine Prise Licht“ Uraufführung am 3.7.24
Das ist die Eine-Note-Samba
Die kennt fast jede hier
Die spielt man auf der Flöte
Die kennt man am Klavier
Die wiederholt und holt man sich 
So lang bis nichts mehr geht
Und rückt der Zeiger vor wiegt die Uhr im Takt kaum abgehakt wie er sich dreht
Jede Viertelstunde siehst du nach und denkst das kann doch wohl nicht wahr sein nicht wirklich wahr sein
Vorhin hing sie rum kein Mensch verstellte sie nun ist nichts mehr wie‘s war nein wie wunderbar Kein 
Geld und keine Werte 
Nicht Aktien Hypothek
Verliert sich ohne Zutun
Moment ich überleg
Natürlich wenn man nichts besitzt 
Und fügt etwas hinzu
Amortisiert sich schön was nie im Saldo war und die Gewinnerin bist du
Jede Viertelstunde siehst du nach und denkst das kann doch wohl nicht wahr sein doch gar nicht wahr sein
Vorhin hing sie rum kein Mensch verstellte sie nun ist nichts mehr wie‘s war nein wie wunderbar nein 
Das ist die Eine-Note-Samba
Ich wiederhole mich
Sie wirkt wenn du sie anstimmst
Wie eine Prise Licht
Sie lullt dich ein und läßt dich denken du seist super solvent
Und wenn sie fertig ist mit Tanzen packt sie ganz schnell ein und rennt

Liederzyklus „Aufschreie & Stoßseufzer“

Aufgeführt im Neubad Luzern 24.6. 2017 und bei der Unerhörten Musik Berlin im Mai 2019 

Clips aus dem Neubad Luzern Juni 2017:

Fleisch_A&S , Freiheit , Als ob



4 Bräute & 1 Broiler – Mittwochs bin ich immer so müde 2017-19

– Ich sehe Sie ja gar nicht mehr, wo waren Sie denn gestern. Ich hätte Sie gebraucht. Ich wünschte, ich hätte mal jemanden, der mich unterstützt.
– Der?
–  Ja, mich.

Aufschreie&Stoßseufzer, Genetisch

(…)

– So. Das trägt man also in Norwegen. Aha, interessant. Mein Bieber, mein stinkiger kleiner Volkspisspott, Göttergatte und Jägerzaun. Rate, was ich tue und wann, nein. Laß mich raten. Ich könnte jetzt nach nebenan gegangen sein, und mich mit mir selbst beschäftigt haben, bevor ich vierzig Minuten später ein Heftchen gefunden haben würde, was weder Sinn noch anmachte, mit seltenen Exemplaren, verkleidet als sie selbst und in Pose. Da plötzlich ein Allgemeinplatz. Dass die Ohren sich abwenden und die Kopfhaut sich nach außen stülpt und angewidert vom Rest erübrigt sich das Übliche. Bist du heute wieder deinem Beruf nachgegangen? Oder der kleinen Aushilfe. Als sie Kaffee holte für dich, deinesgleichen und den Rest. Wie alt war sie doch gleich, siebzehn? Ein schönes Alter für Dienstleistungen aller Art und langsam sollte auch daran gedacht werden, einen Haushalt zu führen. 
– So. Das trägt man also in Norwegen. Aha, interessant. Mein Bieber, mein stinkiger kleiner Volkspisspott, Göttergatte und Jägerzaun. Rate, was ich tue und wann, nein. Laß mich raten. Ich könnte jetzt nach nebenan gegangen sein, und mich mit mir selbst beschäftigt haben, bevor ich vierzig Minuten später ein Heftchen gefunden haben würde, was weder Sinn noch anmachte, mit seltenen Exemplaren, verkleidet als sie selbst und in Pose. Da plötzlich ein Allgemeinplatz. Dass die Ohren sich abwenden und die Kopfhaut sich nach außen stülpt und angewidert vom Rest erübrigt sich das Übliche. Bist du heute wieder deinem Beruf nachgegangen? Oder der kleinen Aushilfe. Als sie Kaffee holte für dich, deinesgleichen und den Rest. Wie alt war sie doch gleich, siebzehn? Ein schönes Alter für Dienstleistungen aller Art und langsam sollte auch daran gedacht werden, einen Haushalt zu führen. …